Von Meery Kühne

1,2,3 atmen, 1,2,3 atmen… immer wieder.

Die Querung der Straße von Marmaris war meine Vorbereitung für die Querung der Straße von Gibraltar, welche eine der sieben großen Querungen der ultimativen Langstreckenschwimm-Herausforderung OCEAN’S Seven darstellt. Dafür musste ich 17 Km von Rhodos (Griechenland) nach Marmaris (Türkei) schwimmen.

Wie bei vielen Outdoor-Veranstaltungen kam es auch hier auf die Wetterverhältnisse an. Man erhält von dem Veranstalter einen Timeslot, dabei handelt es sich um mehrere Tage, die man sich für die Durchführung des Events zur Verfügung halten muss. Der reelle Wettkampftag ist somit zunächst unbekannt. Ich reiste am Freitag den 03.10.2025 an.

Und just sollte es in meinem Fall gleich der Samstag sein, da die Bedingungen generell für alle Tage in der Berechnung nicht gut waren und wir nach Auffassung des Veranstalters daher den ersten Tag einfach nutzen sollten.

Samstag um 6 Uhr versammelte ich mich mit weiteren Mitstreitern im Hafen von Rhodos und wir bekamen unser Briefing. Dabei stellte sich heraus, dass wir von Marmaris nach Rhodos schwimmen würden, Grund dafür war die vorherrschende Strömung.

Nach dem Briefing wurden Tabletten gegen Seekrankheiten verteilt, da die Wellen ziemlich stark werden könnten. Gegen 8 Uhr gingen wir schließlich auf die Segelboote und fuhren 2 Stunden lang auf dem Seeweg nach Marmaris.

Auf dem Weg nach Marmaris änderte sich das Wetter schlagartig, auf einmal regnete es in Strömen, doch bis zu unserem Startpunkt auf der anderen Seite hatte es sich wieder beruhigt.

Am Startpunkt sprangen wir alle ins Wasser und hielten uns am Felsen fest. Schließlich gab es den Startpfiff und wir schwammen los. Jede Gruppe ihrem Segelboot hinterher. Nach 45 min gab es die erste Feedingpause, dabei hielten wir uns an Seilen am jeweiligen Boot fest. Am Vorabend hatte ich mir meine Box mit meiner eigenen Verpflegung zusammengestellt und mit meinem Namen versehen. In der Box befanden sich Gels, Riegel sowie Energiedrinks und normales Wasser.

Währenddessen änderte sich das Wetter erneut. Es regnete sehr stark und nach 2 min Essen, Trinken und kurz durchatmen, ging es weiter. Doch einer von uns stieg während dieser Pause aus, da er seekrank geworden war und daher nicht mehr weiterschwimmen konnte.

Wenige Minuten später kam wieder die Sonne heraus und gemeinsam mit Renate gaben ich nun das Tempo vor. Auf einmal kam Mark (Veranstalter) in seinem Motorboot an und rief uns zu, dass wir in 1 Stunde und 15 Minuten bereits 5,5 km geschwommen waren. Danach ging es weiter, das Boot fuhr auf unserer rechten Seite. Nach der dritten Pause merkte ich, dass meine Arme kaum noch Kraft hatten. Ich schwamm nun am Ende der Gruppe.

Bei der nächsten Pause aß ich deshalb einen Riegel und vermied die Gels. Am Morgen hatte ich vergessen zu frühstücken und genau das bekam ich nun zu spüren. Daher aß ich nun bei jeder weiteren Pause einen Energieriegel. Beim Schwimmen hatte ich allmählich wieder mehr Kraft und schwamm daher wieder weiter vorne mit.

In unserer Gruppe schwamm nun Dimitri vorne und zog das Tempo ganz schön an und weil dies nicht genug war, änderten sich auch die Wellen. Auf einmal kamen sie erst leicht von hinten und schließlich von der Seite und drückten mich immer mehr nach links. Ich hatte das Gefühl überhaupt nicht mehr voran zu kommen.

Im Kopf blockierte sich nach einer Weile alles und das typische Gefühl des „keine Lust mehr haben’s“ kam in mir auf! Ich wollte schneller schwimmen, dass ging aber nicht, da die Wellen stärker waren als ich.

Bei der letzten Pause erklärte uns Dennis, unser Gruppenleiter, dass wir in 25min am Ziel wären. Ich zweifelte daran und schaute fragend zu meiner Begleitung auf dem Boot. Sie wiederum meinte, dass es nur noch ca. 2 km wären. Ich sah am Segelboot vorbei und war mir ziemlich sicher, dass es sich eher noch um 5 km und weitere 2 anstrengende Stunden handeln würde.

Doch ich sollte mich täuschen. Wir schwammen weiter und mit jedem Armzug kam ich näher an den Strand von Rhodos. Ich sah den Strand immer deutlicher und irgendwann waren es nur noch wenige Meter und auch mir wurde klar:

ICH werde es schaffen!

Am Strand angekommen war ich überglücklich und klatschte mich mit den anderen glücklichen Schwimmern meiner Gruppe ab. Wir hatten es geschafft! Wir waren auf der anderen Seite angekommen.

Innerhalb von 5 Stunden und 33 Minuten schwammen wir 18,7 km und komplettierten damit den ersten Meilenstein für mein großes Vorhaben OCEAN’s Seven.