Noch nie in der Geschichte unseres Vereins hat sich eine große Trainingsgruppe so intensiv auf einen Wettkampf vorbereitet. Aus gutem Grund: im letzten Jahr hat sich das Team ASV Zeuthen 1 bei der Deutschen Meisterschaft im 50 Km-Straßenlauf überraschend die Bronze-Medaille erlaufen. Die auf 9 Läufer gewachsene Mannschaft wollte alles daran setzen, wieder eine Edelmetall mit nach Zeuthen zu nehmen. Dass dieses Ziel im Baden-Würrtembergischem Ubstadt-Weiher im Rahmen des HAWEI50 nicht erreicht wurde, hatte ganz verschiedene Gründe. Der Teamspirit war sicher keiner davon. Mit dem undankbaren 4. Platz in der Mannschaftswertung erzielten unsere drei schnellsten Läufer trotzdem ein herausragendes Ergebnis.
Bereits am Donnerstag machte sich der Großteil des Teams schon vollbepackt auf den langen Weg. Nichts sollte schiefgehen für unsere Ultraläufer. In der Zielgasse wurde ein großer Verpflegungspavillon aufgebaut. Viele Vorbeilaufende fragten uns, wo denn eigentlich Zeuthen sei. Kein Wunder, auch im Vorfeld der Deutschen Meisterschaft wurde der ASV immer noch zu den „anderen“ gezählt.
Eine gute Vorbereitung ist bei einem Ultralauf nur die halbe Miete. Damit es „läuft“, müssen so einige externe Faktoren passen. Henrik meldete sich schon am Freitagmorgen mit einem Infekt ab, reiste aber trotzdem an, um das Team zu supporten. Das Wetter war nicht des Läufers Freund. Eine Stunde nach Start kam die Sonne raus und erhitzte nicht nur die Gemüter. Bis zur Wochenmitte hatte es in Berlin bis zu 10 Grad unter Null. Diesen Temperaturunterschied muss der Körper erstmal bewältigen. Auch die Allergiker bekamen ihre Probleme.
Schon die erste von zehn 5 Km-Runden war vor diesem Hintergrund optimistisch. Alle acht Läufer liefen sehr schnell an und mussten ihr Tempo ab Runde drei an die Temperatur anpassen. Coach Tommy erwischte es auf der sechsten Runde – der Kreislauf machte nicht mehr mit. Marek war bei Km 35 drauf und dran, die Startnummer abzunehmen. Antonio und Christian mussten ihr Ziel von sub 4 Stunden langsam aber sicher aufgeben. Alle hatten zu kämpfen, doch wer glaubt, dass es ohne Kampf bei einem Ultralauf geht, ist noch nie einen Ultra gelaufen.
Benjy führte das ASV-Team nun an und spielte seine ganze Ultra-Erfahrung aus. Enrico folgte mit geringem Abstand, danach reihte sich nun Andi ein. Marek und Max kämpften sich dahinter in die letzten beiden Runden. Das Wetter kühlte zum Glück wieder ab, so dass auch Antonio und Christian nochmal Kräfte mobiliseren konnten. Der neue Deutsche Meister Tim Schwippel krachte in 2:53h mit Streckenrekord ins Ziel. Es blieb diffus, wo unsere ersten Drei in der Mannschaftswertung lagen. Abgerechnet wird auch beim Ultra erst zum Schluss.
Tommy zog nicht nur alle Register, sondern auch Benjy auf der letzten Runde um den Hardtsee. Nach 3:25:43h flog dieser schließlich ins Ziel und freute sich ausgelassen über die lang ersehnte Bestzeit. Enrico folgte nur 5 Minuten später, ebenfalls mit persönlicher Bestzeit. Das ASV-Podium komplettierte Andi weitere 13 Minuten später nach hartem Kampf – natürlich auch mit Bestzeit. Marek hatte seine zweite Luft auf der letzten Runde, überholte Max wieder und lief nach 3:50h über die Ziellinie. Christian und Antonio komplettierten ein großartiges ASV-Ergebnis wenige Minuten nach 14 Uhr. Das musste erstmal sacken.
Der Blick auf die Mannschaftswertung war nur im ersten Moment enttäuschend. Mit 10:39:49h erzielten die Jungs ein deutlich besseres Ergebnis als vor einem Jahr. Dieser 4. Platz ist angesichts der stärkeren Konkurrenz als in Bremen höher einzuschätzen. Immerhin ging es um die Deutsche Meisterschaft. Die Medaillengewinner blieben unter 10 Stunden. Das wäre heute auch mit 9 Finishern nicht machbar gewesen. Nachdem die ersten Krämpfe im Ziel ausgeschüttelt und das Zielbier verzehrt waren, setzte auch schnell der Stolz auf das Erreichte ein. Heute war Ultralaufen ein echter Mannschaftssport. Benjy hieß den ASV Zeuthen bei der abschließenden Ansprache in der Ultralauf-Familie willkommen. Das Team war der Star. Und es wirkte so, als habe der ASV gerade erst so richtig angefangen. In Weiher wurde keine Medaille gewonnen, aber dafür vieles mehr.
- Benjamin Brade 3:25:43 h
- Enrico Romberg 3:30:57 h
- Andreas Hentze 3:43:09 h
- ASV Zeuthen 1 10:39:49 h Gesamt-Platz 4
- Marek Neumann 3:50:21 h
- Maximilian Voigt 3:52:08 h
- Christian Jäger-Waldau 4:06:51 h
- ASV Zeuthen 2 11:49:20 h Gesamt-Platz 13
- Antonio Prietz 4:09:10 h