Beim ASV Zeuthen haben wir schon oft über unsere Ultraläufer berichtet. Dass man aber nicht nur ultralang laufen, sondern auch ultralang schwimmen kann, haben unsere Mitglieder Anja und Meery Kühne vor Kurzem beim 33.3 Ultraswim in Montenegro unter Beweis gestellt. Lest gerne ihren ausführlichen Erlebnisbericht oder wer nicht so viel Zeit hat: klickt auf das Video.

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November 2023

Es fing mit einer fixen Idee an. Einfach mal etwas Neues ausprobieren! Jedes Jahr die wiederkehrenden Freiwasserwettkämpfe in der Region: Heideseeschwimmen als Auftakt, Ostseeschwimmen, Sundschwimmen, Müritzschwimmen, Warnowschwimmen, Vilmschwimmen und Wismarbuchtschwimmen als Abschluss kannte ich ja bereits aus den vergangenen Saisons.

Da muss es doch irgendwie noch etwas Weiterführendes, ein Next Level geben?

Dezember 2023

Weihnachtsessen mit einer bunt zusammen gewürfelten schwimmbegeisterten Menschengruppe. Einige kannte ich vom Sehen bei den genannten Wettkämpfen, Jana war meine Trainerin beim TL in Kienbaum, Angi ist Fachwartin beim PSV Delphin 1889, Stefan trainiert beim A3K Berlin e.V. und neben Martina bin ich bereits mehrfach beim Kanalschwimmen des Multisports LOS durchs Wasser gepflügt. Alle hatten wir ähnliche Gedanken wie „Da geht doch noch mehr!“ im Kopf. Beim gemeinsamen Brainstorming blieben schließlich 2 Dinge übrig. Entweder eine Meerengen-Querung oder ein Schwimm Festival mit mehreren Tagen. Vier von uns entschieden sich letztlich für das Format 33.3 Ultraswim in Montenegro.

Januar bis September 2024

Allen war klar, für 33,3 Kilometer an vier Tagen müssen die wöchentlichen Umfänge stetig und deutlich erhöht werden. Schnell wurde noch ein Belastungstest von 10km im Juli am Werbellinsee geplant und organisiert und los ging es mit dem Training. Jeder für sich, alle woanders, im Geiste dennoch gemeinsam.

Juli 2024

Bestes Wetter vorausgesagt, entschieden wir uns für ein frühes Treffen am Werbellinsee. Großer See, glasklares Wasser mit einer Temperatur um die 22°C. Wie schwimmt man da? Und schon gingen die Fragen los: langer Neo, Neo ohne Arm, Shorty, Wettkampfanzug, Badeanzug? Wie würde das Wasser im Oktober in Montenegro sein? Ähnliche Temperaturen? Aber bei einer Verweildauer von über 4 Stunden werden auch irgendwann 22°C sehr chillig. Also doch Neo? Was ist mit Überhitzung im langen Neo? Auch kein Spaß! Hach herrje. Das waren ja schon Probleme, die gewälzt werden mussten und wir waren noch nicht einmal losgeschwommen… Letztlich entschied jeder für sich selbst. Aber wir hatten im Ergebnis wirklich alles vertreten, so dass im Nachgang ein Erfahrungsaustausch möglich war. Die 10km schwammen wir in Runden a 4km und warteten am Ende jeder Runde auf alle, sodass wir niemanden aus den Augen verloren. Zwei Begleitkajaks waren auch dabei. Am Schluss gab es nur glückliche Gesichter. Denn jeder hatte seine geplante Distanz auch erfolgreich absolviert. Na gut, Montenegro du kannst kommen!

Oktober 2024

Meine Spezialität ist ja, Dinge spannend zu machen. Daher hatte ich ca. 2 Wochen vor Abreise noch einen kleinen Zwischenfall beim Lauftraining, was die Nutzung von Gehhilfen notwendig machte. Ich muss gestehen, im Vorfeld fand eigentlich in meinem Kopf nie die Frage statt „Was ist eigentlich, wenn ich es nicht schaffe?“. Die gab es einfach nicht. Das änderte sich nun. Gedanken wie „Was hast Du Dir dabei gedacht?“, „Warum meinst Du, das Du so etwas schaffen könntest?“, „Bist Du denn größenwahnsinnig?“ waren nur Einige davon. Ein Satz meiner Tochter brachte mich jedoch wieder zurück auf den Boden der Tatsachen! Sie meinte nur lapidar „Mama, bei Deiner schlechten Beinarbeit fällt es gar nicht auf, dass Du etwas mit dem Knie hast! Du machst das schon.“ Bähm. Und ja, recht hatte sie. Also los!

Donnerstag, 3. Oktober

Wir sind am Mittwoch zuerst nach Dubrovnik geflogen. Dort gab es am Donnerstag einen Shuttle für alle Teilnehmer vom Flughafen Dubrovnik nach Herceg Novi/Montenegro. In der großen Anlage des dortigen Lazure Hotel waren die meisten von den Teilnehmern untergebracht. Dort waren auch die Seminar-, Meeting- und Empfangsräume für die einzelnen Veranstaltungen. Wir waren jedoch in dem 5 Minuten entfernten ACD Hotel einquartiert. Alles war im grünen Bereich, außer das immer schlechter werdene Wetter in dieser Region. Erinnert ihr Euch? Ich mach es immer so spannend? Es zog sich ja schon wie ein roter Faden die gesamte Saison hindurch. Die ganze Arbeitswoche ein Traumwetter und am Wettkampfwochenende dann Regen, Schafskälte oder Sturmböen. Der Eine oder Andere erinnert sich vielleicht an meine Posts. Es gab alles. Und es sollte offenbar so weitergehen…

Erst einmal wurde der Startbeutel mit Drybag, Schwimmboje mit Startnummern, Handtuch, Badekappe mit Nummer sowie Trinkflasche ab. Man traf schon den ein oder anderen Teilnehmenden, merkte, dass man ins Englische erst wieder hineinrutschen musste und freute sich auf die Dinge, die da kommen sollten. Dieses Gemeinschaftsfeeling startete…

Beim Briefing um 18 Uhr wurde allen dann etwas mulmig, als Mark Turner (einer der Organisatoren von 33.3ultraswim) mit den Worten begann

„It won`t be easy, but you can do it!“

Wie bitte? Das waren eigentlich nicht die Eröffnungsworte, die ich hören wollte. „Currently we are struggling to get the whole distance done. Thunderstorms are coming up this weekend!“ Nochmal wie bitte? Aus dem Briefing wurde dann ein Aufzählen der Möglichkeiten, die sich bieten würden, wenn das Gewitter wirklich in Herceg ankommen sollte. Eigentlich war es dann nur noch ein aufgeregtes Reden in den verschiedensten Sprachen. Vermutlich um sich rück zu versichern, dass man das Englische für sich gerade richtig übersetzt hatte. Was für eine Aufregung! Aber hey, alle waren aufgeregt.

Nice to know!

Freitag, 4. Oktober

Das Gewitter kam wie angekündigt und wir mussten uns alle bis zum Nachmittag gedulden. Dann die Ansage Start um 15 Uhr für die ersten 5,1km entlang der Küste auf der gegenüberliegenden Seite. Oh man, jetzt geht’s wirklich los. Tasche packen, umziehen, GPS-Tracker abholen, Boje aufpusten und Tracker hinein und schwupp saß ich auf den Shuttleboot in Richtung Start. Gestartet werden sollte aus dem Wasser heraus. Das bedeutete, die TN mussten von den Booten ins Meer springen. Im Wasser abwarten bis der Rennleiter sein GO gab. Tuuut, da war das Startsignal. Alle sprinteten los, als wenn es keine weiteren Rennen gäben würde. Die Strecke ging vorbei an Schiffswracks (davon ein Uboot), einem Leuchtturm und um eine Klippe. Wir schwammen mit der Strömung, sodass es ein gelungenes erstes Rennen mit zufriedenen Gesichtern wurde. In einer kleinen Bucht war das Ziel, die Sonne schien und das Wasser war klar und blau. Genau, das hatte ich gebucht. Nicht das Andere. Aber das kam auch noch.

Wieder Briefing 18 Uhr, wieder Sorgenfalten bei Mark, wieder Hiobsbotschaften. Am Samstag sollte es um 8 Uhr 4,1km beginnen und anschließend um 10:30 Uhr gleich noch 6,1km geschwommen werden. Das Wetterradar stand uns im Nacken und das Orga Team wollte die Kilometer so früh wie möglich „im Kasten“ haben. Das bedeutete für die langsameren Schwimmenden durchaus, dass sie entweder nur eine kurze oder so gut wie gar keine Pause zwischen den beiden Rennen haben würden.

Samstag, 5. Oktober

Hmmm, wie geht man nun so ein Doppelrennen an? Schwimmt man schnell, um sich zwischen beiden Wettkämpfen möglichst lange regenerieren zu können? Oder doch lieber durchschnittlich, um sich nicht völlig zu verausgaben und noch genügend Reserven für das zweite Event übrig zu haben. Oder einfach Augen zu und durch? Gute Frage, nächste Frage!

Ich entschied mich für Augen zu und durch. Wir schauen mal was geht! Start und Ziel war dieses Mal eine Bucht mit charming Strandbar in Zanijice. Also vom Strand aus eigenständig ins Wasser gehen war möglich. Aber es ging hinaus ins offene Meer, um eine Insel mit Kloster und quer herüber zur anderen Seite der Steilküste mit Gegenströmung, hier entlang zurück zur Bucht. Lief gut. Ich war zufrieden. Raus aus dem Wasser und N AT Ü R L I C H musste es anfangen zu regnen. Es war nass, es war kalt, es waren noch 75min bis zum nächsten Start. Sorry, wo ist eigentlich der Spaß Faktor geblieben? Das sollte doch hier Spaß machen. So war es angedacht! So war es gebucht!

Alle froren und daher wurde munter getanzt und jeder ankommende Schwimmende überschwänglich begrüßt mit Laola-Willkommenswellen. Was soll ich sagen? Die letzte Schwimmerin kam tatsächlich 3 Minuten vorm zweiten Start ins Ziel. Chapeau, sie ist zumindest noch bei den 6,1km Wk losgeschwommen.

Zweiter Start, vor Kälte zitternde Lippen bei den TN, Mindset von den Betreuern „Ihr schafft das! Es ist nicht kalt! Beim Schwimmen wird es warm! Danach ist Schluss für heute!“ Alles klar, los geht’s, hilft ja nichts 😉 Dieses Mal rechts aus der Bucht heraus und immer entlang der Küste. Bei Km3 gab es das Verpflegungsboot. Andy Donaldson (Oceans7, World Record Holder) hat mir das Gel gereicht, oh my godness. Keine Zeit zum Anhimmeln, runter damit und weiter. Es wurde rauer und rauer und wir schwammen weiter entlang der vorbeiziehenden Klippen und der aufschäumenden Gischt. Bis zur Ecke mit einem schönen Leuchtturm, hier bog man rechts rein und war wieder auf der abgeschirmten Seite ohne unruhigen Wellengang. Dennoch meldeten sich Probleme. Offenbar war ein Gel nicht ausreichend gewesen nach der Voranstrengung. Ich merkte förmlich wie die Zugkraft aus meinen Armen Stück für Stück entwich. Verdammt, sie haben doch von einer weiteren Bucht mit Häusern gesprochen. Wo bleibt die denn? Das kann doch nicht sein! Innerlich schon ziemlich am Ende tippte jemand plötzlich an meinen linken Fuß. Mein wütender Gedanke: „Natürlich, Du hast das ganze Meer Platz und musst mich hier berühren! Großes Kino!“ Ein Blick unter Wasser zeigte mir jedoch, dass es sich um mein Tochterherz handelte. Sie grinste nur und da waren sie wieder, meine Lebensgeister! Okay, na klar, ich komm mit. Ach wie schön, wir schwimmen zusammen ins Ziel. Das darf ich nicht verbocken! Ich muss durchhalten. Es wird schon werden. Zug um Zug (und glaubt mal nicht das Meery langsamer wurde!!!!), Stück um Stück, Beinschlag um Beinschlag kam der Zielbogen näher. Yeah, done. Nach dem Ziel bin ich meiner Tochter erst einmal um den Hals gefallen. Was für ein schöner Moment. Ach ja, genau das war der Spaßfaktor, der Genussfaktor. Darum hatte ich gebeten. Dies war einer dieser magischen Momente, von denen sie in den Instagram Reels zu 33.3 Ultraswim immer sprachen. Exakt. 15,3km von 33,3km erledigt.

Essen, unbedingt essen. Ich nehme alles was es gibt! Und Wasser bitte. Einfach nur Wasser. Die Adria ist schon sehr salzig und wir Deutschen sind es nicht gewöhnt. Die Zunge fühlte sich an wie ein aufgequollener, kratziger Schwamm. Die Zungenspitze war empfindlich wie bei Verbrennungen beim Schlürfen von heißem Tee.

Briefing 18 Uhr. Und erneut, Gewitter am Vormittag möglich, wir werden sehen. Es bleibt erstmal bei den geplanten 10,6km. Aber da wir ja noch Kilometer vom Freitag aufholen müssen, gehen wir nach dem Mittagessen nochmal ins Wasser. Macht Euch keine Sorgen, das ist nur ein Schwimmen um die Mamula Insel ohne Zeitmessung. Ihr müsst da nur dreimal rumschwimmen und die 2,4km eintüten.

Ähm, nach den 10,6km nochmal ins Wasser? Okay, wieder eine Sache, die ich nie in Erwägung gezogen hatte. Für mich stand immer fest, nach dem Marathonschwimmen ist an diesem Tag Feierabend. Tja!

Sonntag, 6. Oktober

Früher Start wurde angesagt, da langes Rennen. Also 04:50 Uhr Wecker klingeln, 05:30 Uhr Frühstück (Übrigens war auch das Frühstücken um diese Uhrzeit eine Herausforderung für mich. Ich bin Typ „einen Kaffee bitte und los“. Das war natürlich bei hiesigen Schwimmeinheiten nicht sinnvoll) gleich weiter zum Hafen, GPS-Tracker abholen und rein ins Boot. Hinten am Horizont Blitze. Was bedeutete das für uns? Nein, es bleibt beim Fahrplan, keine Änderungen. Aber die Blitze? Nein, die ziehen in die andere Richtung und sind ca. 12km entfernt. Die tangieren uns gar nicht. Soso!

Also wieder vom Boot ins Meer, kurz auf alle warten und Startschuss. Diesmal begannen wir kurz vor der Bucht von Zanijice und folgten der Küste immer weiter, vorbei an der Mamula Insel, der Insel mit dem Kloster und immer weiter. Das Meer war noch ruppiger als zuvor. Die Wellen waren groß und klatschten nur so gegen die Klippen.

Nach dem Debakel vom Vortag hatte ich mir ein Gel in den Ärmel des Neo gezwängt und geschworen, ich werde bei den beiden geplanten Verpflegungsstellen jeweils mindestens ein Recoverydrink, ein Gel und Chew Gum essen, egal wie es mir geht. Die Verpflegungsstellen waren nur grob bei km 3,3 und km 6,6 geplant, da die Orga nicht sicher sein konnte, dass die Boote aufgrund des Wellenganges wirklich festgemacht werden konnten. Außerdem hatte ich mir fest vorgenommen dieses Mal richtig Welle zu schwimmen. 10km, das geht nicht ganz allein, jedenfalls bei mir. Ich brauch Füße! Das wurde dann witziger weise auch mein Mantra: „Verdammt, wo sind die Füße? Halte die Füße! Verpass nicht die Füße!“ Ich muss sagen, es schwamm sich erstaunlicherweise gut. Zuerst bin ich mit einem brasilianischen Pärchen mitgeschwommen. Schön in der Kreuzwelle. Yepp, das kann ich! Nach der ersten Verpflegungsstelle kam noch ein weiterer Schwimmer hinzu und wir waren zu Viert. Bei der zweiten Verpflegungsstelle wollte oder konnte die Brasilianerin nicht mehr das Tempo halten. Also neue Füße suchen. Ah, ja da hinterher. Jetzt schwamm ich mit einem Amerikaner. Groß und voluminös, schöne starke Welle! Na siehste Anja, geht doch! Weiter so! Noch zwei weitere Damen eingesammelt und wieder eine Vierergruppe gebildet. Dann bei km8 und ein bisschen fielen die beiden Schwimmerinnen zurück. Schnell die Lücke zugemacht und zurück an die Füße des Amerikaners. Ja los, zieh mich weiter. Ich darf die Welle nicht verlieren. Ich bin chancenlos allein gegen diesen Wellengang (das ist ähnlich dem Windschattenfahren in einer Fahrradgruppe, allein keine reale Chance wieder heranzukommen). Weiter ging es. Und dann kam wieder das Gefühl. Die Kraft verschwand in den Armen, Gummiarme waren das Resultat. Verdammt, wo sind wir jetzt? Wie weit noch? 1000m, 800m oder noch weniger? Egal, wenn Du jetzt nicht das Gel nimmst, dann hältst Du seine Welle eh nicht mehr lange. Also ab auf den Rücken, Gel herausgefischt, Mist es geht nicht auf, los komm schon, schluck, schluck, gut, reicht und die klebrige Verpackung wieder in den Ärmel. Weiter! Wo sind die Füße? Ahhh, da hinten. Komm schon, den Abstand hältst Du jetzt. Da hinten sehe ich doch schon den Zielbogen. Zug um Zug, los. Endlich. Geschafft. Und wer grinst mich da an. Meery! Sie wartete schon auf mich. Keine Ahnung wann sie an mir vorbei geschwommen ist. Aber sie ist vorbeigekommen, das Foto beweist es. 10,6km – wir haben überlebt!

Briefing 18 Uhr. Mark klappt demonstrativ den Laptop zu. „Ich bin es leid ständig den Tagesplan umzuwerfen. Mindestens 3 Alternativen zu planen! Was soll ich sagen, das Wetter sieht gut aus. Wir werden morgen wie geplant starten.“ Tosender Applaus, grinsende Gesichter. Erleichterung pur. Wir werden die magische Zahl rocken. 33.3, Ärmelkanal-Querung, wir werden dann Mitglied dieses Clubs `33.3 Ultraswim` sein! 28,3 km in the books. Yippieh!!! Aber so einfach wurde es dann doch nicht. Ihr versteht? Einfach – nicht mit mir.

Montag, 7. Oktober

Wieder frühes Aufstehen, wieder Essen zu nächtlicher Zeit. Ein letztes Mal. GPS-Tracker holen und ab aufs Boot. Die Challenge des Tages: Channel Crossing. Es sollte auf der kroatischen Seite der Küste losgehen, dort ein wenig entlang und dann hinüber auf die andere Seite mit dem Berg und seinen unzähligen U-Boot – Tunneln. In einen dieser Tunnel sollten wir ca. 50m hineinschwimmen und dann ging es weiter an der nunmehr bekannten Küstenseite entlang. Sie erklärten uns noch Orientierungspunkte am Berg, denn natürlich gab es in der Meerenge Strömung, was auch sonst.

Der kleine Nebensatz: „Wir müssen uns beeilen, für 10 Uhr ist ein großer Tanker zur Durchfahrt angemeldet!“ ließ uns alle nochmal kurz aufhorchen. Aber dann ging es auch schon ins Wasser, die Sonne schien und der Wellengang war auch akzeptabel. Nachdem wir auf der kroatischen Seite entlang und durch ein kleines Riff geschwommen waren, sollte es dann hinüber auf die andere Seite gehen. Auf den Booten hatte man uns nochmal den Orientierungspunkt eingetrichtert. Diesen sah ich auch, aber die Kajakfahrer drängten uns immer weiter links an der Küste entlang. Innerlich wurde ich immer wütender. Warum wollten die uns nicht rüber lassen? Hey, nicht so etwas am letzten Tag! Was ist denn nun los? Und wieder berührte ich mit meiner rechten Hand das Paddel des begleitenden Kajaks. Mann, ich konnte nicht weiter links, dort waren andere Schwimmende, die sich vermutlich das gleiche fragten, wie ich. Also weiteres schubsen und drängeln, Andere überschwimmen, Beine im Gesicht ertragen, Hände sonst wo. So hatte ich mir mein letztes Rennen hier nicht vorgestellt. Was war bloß los? Nach einer zähen Stunde war ich auf der anderen Seite angekommen, konnte um die Wendeboje schwimmen und befand mich auf dem Weg in den Tunnel. Die Strömung kam von hinten und das Genussschwimmen begann. Nur noch 1800m bis zum Ziel.

Aber was war vorher geschehen? Während der Startphase hatte sich die Strömung, die das Wasser aus der Meerenge ins offene Meer zog, derart verstärkt, das eine starke Kurskorrektur erfolgen musste. Diese Info wurde an die Kajaks weitergegeben, an uns natürlich nicht. Ging ja nicht. Aber dadurch mussten wir, entgegen unseres Wissenstandes, einen komplett anderen Fixpunkt ansteuern. Viele von uns haben es geschafft, aber die hinteren, langsameren und nicht in der Gruppe Schwimmenden wurden nach rechts abgetrieben und mussten letztlich auf der anderen Seite gegen die Strömung erst ein Stück zurückschwimmen, um die Wendeboje zu erreichen. Das ergab in der Summe einen zusätzlichen Weg von über 600m.

In der Zielbucht wurde jedoch auf jeden gewartet. Jeder Schwimmer wurde mit tosendem Applaus aller Wartenden begrüßt. Jeder Schwimmende wurde mit Startnummer und Namen beim durchschwimmen des Zielbogens benannt. Menschen lagen sich in den Armen, freuten sich, weinten zusammen und lachten. Das Glück bahnte sich auf unterschiedlichste Art und Weise seinen Weg. Viele waren erleichtert, viele waren froh es geschafft zu haben, einige haderten mit dem letzten Schwimmen und andere waren einfach nur selig.

Geschafft – Willkommen Clubmitglied!!!

Im Anschluss wurden wir zu einem wunderschönen kleinen Hafen namens Porto Novi gefahren. Hier trafen alle Transferboote zusammen, wir gingen gemeinsam ins Wasser. Es kamen auch die Begleitpersonen einiger TN dazu und wir schwammen ALLE gemeinsam die letzten 200m durch den Zielkanal an den Strand.

Aufstehen, Arme hoch, Sektglas schnappen, Medaille abholen, feiern!

So sehen SIEGER aus, wenn sie das Abenteuer ihres Lebens überstanden haben!

Ein paar Daten zum 33.3ultraswim:

  • derzeit dreimal im Jahr (Kroatien, Griechenland, Montenegro)
  • bei uns 196 Teilnehmende
  • 90 Orga-Helfer
  • 26 Nationalitäten
  • die Jüngste mit 17 J. (kam vom ASV Zeuthen  )
  • der Älteste 72 J.
  • 56% Frauen / 44% Männer
  • für 3 Schwimmende war es die 3.Teilnahme, für einen Schwimmer sogar die 4.
  • 145 Schwimmende haben gefinisht
  • der Deutsche Michael Dieckmann ist Gesamtsieger
  • es bestand Bojenpflicht
  • es gab 7 Transferboote
  • es begleiteten die Rennen je ein Führungsboot, ein Event Director Boot, ein Race Director Boot, ein Medical Boot, ein Bojenboot, 2 „Springerboote“ sowie 35 Kajaks (safety first – no doubt about that)
  • es existierten insgesamt 4 unterschiedliche Markierungsarten
    • Pyramide = Streckenänderung, ein Umschwimmen ist notwendig
    • Ball = folge dieser Strecke, du bist richtig
    • Würfel = zeigt dir den ersten und letzten Kilometer an
    • Torbogen = du hast es geschafft, freu dich!

Fazit: Wer einmal seine Komfortzone verlassen möchte, hier ein Vorschlag.

Anja Kühne